Als Chefmaskenbildnerin von AIDA: Das Arena Opern Spektakel bin ich von Anfang an Teil eines außergewöhnlichen Gesamtkunstwerks. Was wir hier auf die Beine gestellt haben, ist weit mehr als eine Operninszenierung . Es ist ein sinnliches Erlebnis, ein Eintauchen in das alte Ägypten mit all seiner Bildgewalt, Dramatik und Schönheit.

Noch bevor das groß besetzte Hanseatische Symphonische Orchester unter der Leitung von Michael Ellis Ingram die ersten Töne anstimmt, beginnt die Reise der Zuschauer und für mein Team und mich oft schon viele Stunden früher. Das Publikum betritt die Arena und steht scheinbar am Fuße eines ägyptischen Tempels. Sie riechen Lotus, Gewürze, Pinienharz und das Wasser des Nils, eine Atmosphäre, die wir mit viel Liebe zum Detail auch im maskenbildnerischen Konzept aufgreifen.

Die gesamte Arena ist unsere Bühne. Darstellerinnen und Darsteller erscheinen aus allen Richtungen, bewegen sich mitten durch das Publikum. Eine besondere Herausforderung für das Maskenbild – jede Frisur, jedes Make-up muss nicht nur aus der Distanz wirken, sondern auch in der Nähe standhalten: Schweiß, Wind, starke Bühnenbeleuchtung, schnelle Kostümwechsel.

Die Arie des Radames wird mitten im Publikum gesungen, genau dort, wo keine Maskenbildner:innen mehr spontan eingreifen können.

Soldaten, Priester, Hofstaat – bis zu 250 Mitwirkende auf einer Bühne, die 800 Quadratmeter misst. Meine Arbeit besteht nicht nur darin, authentische und charakterstarke Looks zu gestalten, sondern auch darin, ein maskenbildnerisches System zu schaffen, das in dieser Dimension funktioniert: effizient, zuverlässig und künstlerisch überzeugend.

Und dann sind da diese besonderen Momente: Wenn Aida und Radames – zwei Figuren inmitten eines monumentalen Spektakels – mit ihrer Liebe plötzlich alles zum Stillstand bringen. In diesen Augenblicken verschwinden Feuerwerk, Video-Walls und Tempelkulissen fast hinter einem Blick, einem Lied, einer Träne – und ich weiß: Unsere Arbeit hat dazu beigetragen, diesen Zauber möglich zu machen.