AUS EINEM TOTENHAUS

IN DEN GEWALTIGEN DIMENSIONEN DER JAHRHUNDERTHALLE BOCHUM LÖST STARREGISSEUR UND BÜHNENBILDNER DMITRI TCHERNIAKOV IN EINER RIESIGEN BEGEHBAREN BÜHNENINSTALLATION DIE SCHÜTZENDE WAND ZWISCHEN KÜNSTLER:INNEN UND PUBLIKUM AUF.

ÜBER DIE PRODUKTION

OPER IN DREI AKTEN
Libretto vom Komponisten Leoš Janáček nach Fjodor Michailowitsch Dostojewskis Aufzeichnungen aus einem Totenhaus

Im sibirischen Gefangenenlager gibt es keine Helden. Ob arm oder reich, gebildet oder ungebildet, adelig oder nicht – hier sind alle gleich und im Grauen ohne Ende vereint. Fjodor Dostojewski hat es erlebt und in seinen Aufzeichnungen aus einem Totenhaus minutiös beschrieben. Sie dienten Leoš Janáček als Vorlage zu seiner letzten Oper, die unter dem Motto »In jedem Geschöpf ein Funke Gottes« an unser Mitgefühl appelliert. Janáček, der seine Musik der individuellen Sprache der Menschen abhorchte, gibt jedem Insassen seine eigene Stimme, um sie in der vielstimmigen Anonymität und Gleichgültigkeit untergehen zu lassen. Rohe Klänge und beharrliche Rhythmen machen die Härte der Lagerrealität geradezu körperlich spürbar. In den gewaltigen Dimensionen der Jahrhunderthalle setzt Starregisseur und Bühnenbildner Dmitri Tcherniakov diese Idee fort: In einer riesigen begehbaren Bühneninstallation löst er die schützende Trennung zwischen Künstler:innen und Publikum auf. Wir bewohnen eine erbarmungslose Gefängniswelt, sind unentrinnbar mitverhaftet mit all den »Schicksalslosen«, die hier eine Existenz als lebendige Tote fristen. Mit ihnen bewegen wir uns durch einen von würdelosen Raufereien und Saufereien gezeichneten Alltag. Uns, seinen Mitgefangenen, schildert Luka aus nächster Nähe, wie er aus Rache für dessen Willkür den Major erstach. Uns erzählt Skuratov, wie er den reicheren Rivalen um die geliebte Luisa erschoss. Šiškov erzählt uns, wie er aus Eifersucht seiner unschuldigen Braut Akulina die Kehle durchschnitt. Interessiert uns ihr Leid, ihre Wut, ihre Reue? … mehr…

2023

  • Eine Produktion der Ruhrtriennale.
  • Libretto Leoš Janáček
  • Musikalische Leitung Dennis Russell Davies
  • Regie, Bühne Dmitri Tcherniakov
  • Kostüme Elena Zaytseva
  • Licht Design Gleb Filshtinsky
  • Live Action Director Ran Arthur Braun
  • Sound Design Thomas Wegner
  • Associate Set Design Danila Travin
  • Dramaturgie Barbara Eckle
  • Regieassistenz Joël Lauwers
  • Musikalische Studienleitung Daniel Linton-France
  • Maske: Pia Norberg
  • Mit Johan Reuter (Alexandr Petrovič Gorjančikov), Bekhzod Davronov (Aljeja, ein junger Tatar), Leigh Melrose (Šiškov), Stephan Rügamer (Luka (Filka Morozov)), John Daszak (Skuratov), Alexey Dolgov (Šapkin ), Neil Shicoff (Der Alte), Elmar Gilbertsson (Čerevin, Fröhlicher Sträfling), Stephan Bootz (Čekunov, Sträfling 1), Peter Lobert (Platzkommandant), Lluís Calvet y Pey (Kleiner Sträfling, verbitterter Sträfling), Alexander Fedorov (Kedril, Junger Sträfling), David Nykl (Sträfling a, Don Juan (Brahmane)/Teufel), Robin Neck (Großer Sträfling, Sträfling 3, Schauspieler), Alexander Kravets (Sträfling mit Adler, Betrunkener Sträfling, Sträfling 2), Anatolii Molodets (Koch, Sträfling (b), Schmied), Vladyslav Shkarupilo (Dirne)
  • Bochumer Symphoniker, Chor der Janáček-Oper des Nationaltheaters Brno

Impressionen

All photographs: © Volker Beushausen, Ruhrtriennale 2023